Eine besondere Kunsterfahrung - Besuch des K21 in Düsseldorf

Der Grundkurs Kunst der Jahrgangsstufe Q1 hat die Zeit kurz vor den Ferien für einen Museumsbesuch des K21 genutzt. In Düsseldorf gab es die Möglichkeit, einige der im Unterricht besprochenen Kunstwerke im Original zu sehen. Ein Highlight und eine - im wahrsten Sinne des Wortes - besondere Kunsterfahrung war schließlich die Begehung der spektakulären Rauminstallation "in orbit" von Tomás Saraceno.

Der Kurs hatte sich im Unterricht des zweiten Halbjahres mit der Düsseldorfer Fotoschule von Bernd und Hilla Becher befasst. Bernd Becher war Professor für Fotografie an der Kunstakademie in Düsseldorf und beeinflusste zusammen mit seiner Frau Hilla eine ganze Reihe von Fotografen, die heute zu den international erfolgreichsten KünstlerInnen der Gegenwart zählen. Einer dieser Künstler ist Thomas Struth, dessen Kunst aktuell auch Gegenstand des Zentralabiturs ist.

Werke von Thomas Struth im Original

Durch die Nähe zur Museumsstadt Düsseldorf bot es sich daher an, die Werke dieser KünstlerInnen einmal im Original zu besichtigen, was insbesondere bei den Arbeiten von Thomas Struth einen großen Unterschied ausmacht. Die Fotografien Struths haben nämlich Maße, die man früher nur aus der Malerei kannte; oft messen sie in Breite und Höhe mehrere Meter. Leicht kann man sich vorstellen, dass - verglichen mit der Betrachtung auf dem Ipad - die Wirkung dieser Bilder eine ganz andere ist, wenn man leibhaftig vor ihnen steht.

Betrachter von Bildern, die Bilder betrachten
Betrachter betrachten Bilder, in denen Betrachter Bilder betrachten.

Struths Werkreihe der "Museumsphotographs"

Die Werke aus der Reihe der "Museumsphotographs" zeigen Museumsbesucher, die Kunstoriginale betrachten. Wir als Besucher des K21 haben also Betrachter von Bildern betrachtet. Dieser Wechselbezug von Wirklichkeit und Fotografie, von Motiv und Betrachter, von Objekt und Subjekt, hat Thomas Struth immer wieder beschäftigt. Genau genommen sind Leser dieses Artikels nun sogar Betrachter von Bildern, in denen Betrachter Bilder betrachten, in welchen wiederum Betrachter Bilder betrachten. Alles klar?

"Dialoge im Wandel" - die Wechselbeziehung von afrikanischer und europäischer Kunst

Spannend zu sehen war aber auch, wie die Bechers KünstlerInnen auf dem afrikanischen Kontinent beeinflusst haben. In Bezug auf afrikanische Kunst sind leider viele Klischees verbreitet und man denkt oft (lediglich) an die Stammeskunst von Eingeborenenvölkern, auch weil diese von westlichen Künstlerikonen wie Pablo Picasso oder den deutschen Expressionisten als Inspiration genutzt wurde. Die noch bis September laufende Wechselausstellung "Dialoge im Wandel - Fotografien aus der The Walther Collection" zeigt aber umgekehrt, wie stark sich auch die Kunst in Afrika an westlichen Vorbildern Bernd und Hilla Becher orientiert.

Die Rauminstallation "in orbit" von Tomás Saraceno

Ein Highlight des Museumsbesuches war aber vermutlich die Besteigung der Rauminstallation "in orbit" des argentinischen Künstlers Tomás Saraceno. Saraceno hat im Gebäude des ehemaligen Landtages unter der beeindruckenden Glaskuppel eine Netzkonstruktionen aus mehreren Ebenen errichtet, in der sich riesige Ballonkugeln befinden. Das Ganze erinnert schon von außen betrachtet an eine fantastische Weltraumszenerie.

Dies ist aber vor allem ein Eindruck, den man körperlich empfindet, wenn man die Installation in den grauen Overalls besteigt, die ein wenig an die Anzüge von Astronauten erinnern: Unsicher bewegt man sich durch das in 25 Metern Höhe gespannte Netz über den Köpfen der anderen Museumsbesucher, erklimmt die Steigungen und klettert vorsichtig die teilweise sehr steilen Gefälle hintunter. Und ein wenig fühlt man sich tatsächlich schwerelos in dem Netz, das auf jeden Schritt, den man macht, federnd reagiert.

Alle SchülerInnen, die sich am Ende des Museumsbesuches noch die Zeit genommen haben, sich in die Warteschlange für "in orbit" einzureihen, haben dies nicht bereut.

Allen, die noch nie im K21 waren, können wir die den kurzen Trip nach Düsseldorf nur ans Herz legen. Bereits in der Europawoche waren wir mit einer Projektgruppe schon dort und es wird sicherlich nicht das letzte Mal gewesen sein!

Artikel: Herr Müller