Taj Mahal

Indienaustausch - unbeschreibliche Erfahrungen

Seit dem Jahr 2010 ist das Gymnasium Schwertstraße Teil eines Austauschprojektes dreier Gymnasien des Bergischen Städtedreiecks Wuppertal-Solingen-Remscheid mit der Springdales School in New Delhi. Einmal im Jahr reisen wir nach Indien, um Schülerinnen und Schüler mit ihren Familien in ihrem Alltag in Delhi kennenzulernen, um die Lebensumstände eines 1,2 Milliarden-Volkes hautnah zu erleben, um das Miteinender und Nebeneinander von  Hinduismus, Islam, Christentum und Sikhismus im Schmelztiegel des  Millionenmolochs Delhi zu beobachten, kurz, um einzutauchen in eine andere Welt.

Eindrucksvolle Rundreise durch den Norden Indiens

Unsere Hotelanlage in Rishikesh
Unsere Hotelanlage in Rishikesh

Eine Gruppe von 14 bis 16 Jungen und Mädchen der Schwertstraße erlebt während einer anstrengenden, aber ungemein eindrucksvollen Rundreise durch den Norden Indiens, durch die Bundesstaaten Haryana, Punjab, Uttarakhand, Uttar Pradesh und Rajastan, nicht nur die unendliche Weite des Landes, die einfachsten Lebensbedingungen in den Dörfern, die erdrückenden Bevölkerungsmassen in den Städten, den abstoßenden Unrat fast überall, die unübersehbare Omnipräsenz der Religion. Stichwortartig für die Erlebnisse auf dieser Reise seien einige Etappen genannt, die in den letzten Jahren zu unserem Programm gehörten:

  • Ein Inlandsflug in die allerheiligste Stadt der Hindus, nach Varanasi, wo wir von einem Boot auf dem Ganges an unzähligen Ghats rituelle Waschungen, Totenverbrennungen und das Arti-Fest beobachten können.
  • Überwältigend berührend die Schönheit des Goldenen Tempels der Sikhs in Amritsar.
  • Zwiespältig bewegend die Militärschau am einzigen offenen indisch-pakistanischen Grenzübergang in Waga. Begegnung mit dem Kommandierenden der Grenztruppen.
  • Massenbaden im Ganges in Haridwar
    Massenbaden im Ganges in Haridwar
  • Ergreifend nachdenklich machend die Gedenkstätte Jallianwala-Bagh, wo im April 1919 die Briten ein unvorstellbares Massaker unter friedlichen und unbewaffneten indischen Freiheits- und Unabhängigkeitsdemonstanten  anrichteten.
  • Panchkula Palast und Gärten sowie das unter Mitwirkung des französischen Künstlers Le Corbusier geometrisch angelegte Chandigar.
  • Fahrt mit dem Weltkulturerbe-geschützten "Toy Train" im Himalaya von Dharampur bis  Kalka.
  • Eine in jeder Hinsicht unbeschreibliche Reise im Nachtzug nach Agra wird niemand vergessen können, der sie erlebt hat: 4 Stunden Verspätung; nächtliches Warten auf dem von Schlafenden übersäten Bahnsteig; Besteigen der Zuges nach einem beschwerlichen Gestolpere über die Gleise außerhalb des Bahnsteiges; nicht-Auffinden der über einen 500m langen Zug verstreuten Schlafkojen, von denen die meisten bereits belegt waren; Schnarchen, Röcheln, Husten und andere Körpergeräusche aus den mit dünnen muffigen Vorhängen abgetrennten Schlafkojen; nach 9 Stunden Ankunft in Agra.
  • Und dann die Grandiosität des Agra Fort und des Taj Mahal, dem "Liebesgedicht in Marmor". Gegensätze, die mit Worten nicht zu beschreiben sind.
  • Der Goldene Tempel vom Amritsar
    Der Goldene Tempel vom Amritsar
  • Die seit Jahrhunderten verlassene "Geisterstadt" Fathepur Sikri, ehemalige Haupt- und Residenzstadt des Kaisers Akbar.
  • Jaipur mit seinem Palast der Winde, dem grandiosen kaiserlichen Stadtpalast, einem unvorstellbaren Verkehrsgewühl sowie der Festung Amber Fort. Der Elefantenritt hoch zum Amber Fort bleibt etwas Außergewöhnliches.
  • Die Millionenstadt Dehradoon und die heiligen religiösen Nachbarorte Rishikesh und Haridwar am Ganges.

Hier trennen sich die zu verallgemeinernden Erfahrungen. Jeder von uns erlebt Indien von innen auf seine individuelle Weise, aber jeder fühlt sich großartig aufgenommen und herzlich willkommen.

Ungewohnter Schulalltag in der Harkrishan Public School

Die School Assembly
Die School Assembly

Die Begegnung mit Schülerinnen und Schülern unserer Partnerschule, der Sikh-getragenen Guru Harkrishan Public School in Delhi, wird zu einem besonderen Erlebnis. Die ungemein strenge Disziplin der allmorgentlichen Assembly aller dreitausend Schüler und Lehrer ist für deutsche Schülerinnen und Schüler mehr als ungewohnt.

Unterricht in der Guru-Schule ist anders als bei uns. In laut rauschend klimatisierten aber kleineren Klassenräumen als bei uns lernen in winzigen hölzernen immobilen Sitzbänken eingepfercht bis zu 45 Schüler, die bei jeder Antwort aufstehen und stehen bleiben, bis sie vom Lehrer (meist von einer Lehrerin) zum Hinsetzen aufgefordert werden. Wir erlebte geisteswissenschaftlichen Unterricht als Vor- und Nachsprechen einzelner Sentenzen, wie "India is the biggest democracy in the world" –"India is the biggest democracy IN THE WORLD".

Gemeinsame Erkundung von Delhi

Old Delhi Alltag
Old Delhi Alltag

Den Schulalltag teilen wir gemeinsam, genau so wie den Rundgang durch Old Delhi, die Besichtigung vieler Sikh-, Jain-, und Buddha Tempel; Teilnahme am gemeinsamen Langhar im Sikh Tempel; Besuch des nur von außen überwältigenden Lotustempels der Bahai, Betriebsbesichtigung des high-tech IT-Werkes von Moser Baer, zustande gekommen durch die Vermittlung unseres ehemaligen Mitschülers Davide Marro, der seit längerem für dieses Unternehmen arbeitet. Und vor allem: Besuch einer Tagesstätte für Straßenkinder. Mit ein wenig Unterricht, etwas zu Essen und vor allem Zuwendung werden hier Kinder meist unter 6 Jahren betreut, die ansonsten bettelnd und klauend durch das Labyrinth von Old Delhi strolchen.

Affen als Balkongäste und Ersatzwecker

Worüber müsste man noch berichten? Es gibt unzählige Details: tägliches 16-Stunden-Programm; Moloch New Delhi; Kühe überall; unbeleuchtete Kamelgespanne in entgegen gesetzter Fahrtrichtung eines vierspurigen Highways; Herzlichkeit und Armut; Paläste und Slums; abwechselndes Sitzen auf dem Luxusplatz  in der offenen Türe des Schnellzuges; "Lost in India – Drama in Rishikesh"; Wimmelbasar in Jaipur; Affen als Balkongäste und Ersatzwecker; Kulturattaché der deutschen Botschaft zu Gast beim letzten Abendessen ….

Unsere Eindrücke sind tatsächlich kaum in Worte zu fassen. Dass eine Schule ihren Schülerinnen und Schülern das hautnahe Erleben einer wirklich anderen Welt und das Eintauchen in eine ganz und gar andere Zivilisation ermöglicht, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Wir danken allen, die durch ihre vielfältige Unterstützung diese unvergleichliche Erfahrung möglich machen.

Artikel: Herr Bornefeld

Bildergalerie